Alkohol und Sucht

 

Bericht eines Systemischen Achtsamkeitscoaching über das Thema Alkoholsucht und das tiefer liegende Bedürfnis 

 

Viele Menschen können sich unter AchtsamkeitsCoaching, Systemischer Beratung oder der Kombination von Coaching mit Yoga nichts vorstellen. Heute ein kleiner Einblick:

 

Du erfährst:

-Mit welchen Themen man zu einem Coaching kommen kann, um sie zu bearbeiten

-Wie man das Thema als systemischer AchtsamkeitsCoach betrachten kann

-Welche Möglichkeiten du als Coach hast, vorzugehen  

 

Das kann helfen:

-Eine eigene Sucht in Angriff zu nehmen oder dir bewusst Hilfe zu holen, wenn es darum geht, dass   

  du eine Sucht loslassen oder bearbeiten möchtest

-Dir eine neue Impulse für deine Arbeit als Systemischer Berater/ Coach/ Therapeut/   

  Achtsamkeitstrainer zu geben 

-Ideen und Ansätze aufzeigen, die du vielleicht bisher gar nicht in Betracht gezogen hast

 

Meine Klientin, Patricia (Name verändert) meldete sich per Email zum Coaching bei mir, mit dem Hinweis, über ihren Alkoholkonsum sprechen zu wollen. Ich kannte die wundervoll starke Frau bereits und aus gemeinsamen Online-Coachings. Viele Themen war sie dort bisher aktiv und erfolgreich angegangen und war deutlich mit sich und ihrem Leben, kümmerte sich auch durch Yoga bewusst anders um ihren Körper und fand immer mehr das Vertrauen in sich selbst und ihren Körper.

 

Dass sie das Thema Alkohol angehen wollte, wunderte mich nicht, da die eigene Bewusstheit für den Körper dazu führt, mehr zu schauen, was gut tut und was nicht. Wenn man wie sie, als durchsetzungsfähige Selbstständige, einen starken Willen hat, nervt es sehr, wenn man sich in seiner eigenen Freiheit eingeschränkt fühlt und nicht das Gefühl hat, selbst die Entscheidung treffen zu können. Und genau das beschrieb sie mir zu Beginn der Sitzung. Sie habe schon versucht, weniger Alkohol zu trinken, aber es sei ihr einfach nicht gelungen. 

 

Damit ist sie nicht allein. Alkohol ist eine anerkannte Droge, die im Alltag toleriert wird und somit ist auch die Alkoholsucht viel verbreiteter, als man es annimmt. 8 Millionen Menschen konsumieren Alkohol in gesundheitsgefährdender Form und meistens geht es um die Kompensation von etwas. So denkt man, es verhilft, um besser in den Genuss des Lebens zu kommen, mehr Leichtigkeit, Ausgelassenheit und Lebensfreude zu empfinden, etwas nicht mehr fühlen zu müssen oder sich mutiger und sicherer zu fühlen unter Menschen. Unbeachtet davon, dass dem nicht wirklich so ist und die  gesundheitlichen Schäden für den Körper immens sind, weiß man häufig gar nicht, dass auch psychische Krankheiten dadurch befeuert oder sogar ausgelöst werden, wie beispielweise Depressionen oder Angstzustände. Es macht Sinn, sich zu Beginn der Sitzung auch der Aufklärung des Themas innerhalb der Beratung achtsam zu widmen, damit man die Bewusstheit für sich und seinen Körper entwickelt.

 

Meiner Klientin ging es genau darum, ihrem Körper achtsamer zu begegnen und den Alkohol zu reduzieren. Somit öffnete ich den Raum für die Vision, ihr Ziel, ihr bestes Ergebnis und ihre Antwort war klar und deutlich, „Ich trinke ich gar keinen Alkohol mehr!“. Hier ist es wichtig, dass dieses Bedürfnis, diese Idee aus ihr heraus geboren wird, denn das ist Systemische Beratung auf Augenhöhe. In einer Beratung sollte nichts in den Mund gelegt werden. Stattdessen geht es darum, den Raum zu öffnen für das, woran die Klientin in dem Moment gar nicht denkt, wenn sie die Problem- statt die Lösungsbrille aufhat. Die Beschränkung, „Ich kann nicht aufhören!“ wird für den Moment außer Acht gelassen und stattdessen leitet man zur besten Lösung bzw. Möglichkeit. 

 

Somit weiß sie ganz klar, was sie will am Anfang der Sitzung, nur noch nicht, wie sie dorthin kommen kann, weil es ihr ja noch unmöglich erscheint. Oftmals, wenn so etwas ausgesprochen wird, kommt schnell eine lange Erläuterung, warum das nicht geht und was einen alles davon abhält, das zu erreichen. In diesem Fall war das auch so. Die Klienten sprach davon, dass sie täglich gemeinsam mit ihrem Mann mit der ersten Weißweinschorle beginne, wenn sie zu Feierabend nach Hause komme. Es seien immer so 2-4 Weißweinschorlen und dass sie auch gar nicht aufhören könne, wenn er weitertrinke.

 

Interessant ist hier, dass man manchmal so gefangen ist in den eigenen Ritualen, dass man das Gefühl hat, jemand anderes muss sich verändern, damit man sich selbst überhaupt erst verändern kann. Hier gilt es genau auf diesen Bereich hinzuweisen, zum Beispiel, in dem man fragt, ob man tatsächlich alles macht, was der Partner macht? In meiner Arbeit finde ich die Wertschätzung der eigenen Wahrnehmung und Gefühle sehr wichtig, denn natürlich, es ist schwerer, wenn jemand daneben sitzt und trinkt und das darf man auch ausdrücken. Zusätzlich und das ist bei jedem Berater unterschiedlich, gebe ich auch gern persönliche Beispiele und lege als Beraterin sehr viel Wert auf Authentizität in meinen Beratungen, weil es erstens für mich wichtig ist, zu zeigen, dass kein Mensch perfekt ist, aber auch, um zulassen zu dürfen, dass jeder Mensch Wachstumspotenzial hat und haben darf. In diesem Fall war es, dass es manchmal wirklich nicht einfach ist, bei sich zu bleiben und dass es mir manchmal auch schwer fällt, meine eigene Morgenroutine mit Meditation, Atempraxis und Yoga zu machen. In diesem Moment habe ich also das Hindernis und die einschränkenden Gedanken gemeinsam mit ihr aufgelöst, dass sie es sowieso nicht schaffen würde, weil ihr Partner ja auch Alkohol trinken würde.

 

Um tiefer einzutauchen, kann man sich zwei Bereiche anschauen. Der eine Bereich umfasst die Routine, die meine Klientin beschrieben hat, da es häufig einfacher ist, eine Sucht zu ersetzen statt in diesem Fall, den Alkohol einfach wegzulassen, weil dann das Gefühl aufkommt, etwas fehlt. Das neue neuronale Netz lernt also etwas um.

Der andere Bereich umfasst die Tatsache, dass es bei einer Sucht meist um etwas Tieferes geht, was man durch, in diesem Fall, Trinken von Alkohol kompensieren möchte. Das heißt, man möchte etwas erreichen, indem man Alkohol trinkt. Sich dessen bewusst zu werden und zu schauen, wie kann ich mir das vielleicht auch „holen“, ist hier ein weiterer Ansatz. 

 

Die Routine kann man mit den einfachen W-Fragen erfragen, wie in diesem Fall, „Wie viel wird getrunken? Was wird getrunken? Wann wird es getrunken?“ und in dann, wie es wäre, alkoholfreien Wein für die Weißweinschorle zu besorgen, um damit zu starten. Meiner Klientin war sofort klar, dass sie den nicht mag und wir suchten gemeinsam nach Alternativen. Sie beschrieb mir, dass sie eine Sorte alkoholfreien Sekt mag, der aber unglaublich teuer sei und sie deswegen bisher zu geizig gewesen sei, diesen zu kaufen. Im Gespräch wurde deutlich, dass es nun für sie über einen abgesprochenen Zeitraum sehr wichtig sei, diesen alkoholfreien Sekt zu kaufen und immer schön kalt im Kühlschrank zu haben. Gleichzeitig beschrieb meine Klientin, dass sie gerne andere alkoholfreie Mischgetränke kaufen wollen würde, um sie auszuprobieren im Sommer. Innerhalb der Routine gingen wir auch die Punkte durch, die eine Rolle dabei spielten. Etwas Gemütliches anziehen, sich gemeinsam mit dem Partner hinzusetzen oder aufs Sofa zu legen (da sie einen stehenden Beruf hat) und einfach entspannen. 

 

Nun tauchten wir tiefer und damit in den zweiten Bereich hinein. Es geht als Coach darum, das tiefere Thema zu finden, das, was das wirkliche Bedürfnis ist. Dieser Zusammenhang ist aber dem Coachee meist nicht bewusst, denn sonst würde er/sie es direkt ansprechen und versuchen zu verändern. Dieser Ansatz spielt übrigens in jedem Coaching eine Rolle. 

 

 Hier kann man beispielsweise erfragen, was der Alkohol für sie bewirkt und was sie sich für den Feierabend wünscht. In ihren Antworten wurde schnell deutlich, es ging um das möglichst schnelle Abschalten von dem Moment nach der Arbeit, um das Genießen und um das Loslassen können. Das verband sie mit Feierabend und dazu „verhalf“ ihr der Alkohol, weil es „so viel einfacher funktionierte“.

Als sie das so für sich feststellte, wurde sie immer ruhiger, denn das war, ich arbeitete ja schon länger mit ihr, das Thema, was sie von Beginn beschäftigte. Mehr Härte und Männlichkeit loslassen zu dürfen in bestimmten Momenten und mehr Weiblichkeit und mehr innere Ruhe, Leichtigkeit und Entspannung ins Leben einladen zu können und einfach mal nichts zu tun und das Leben zu genießen. 

Oftmals macht es als Coach hier Sinn, die Verbindung für den Klienten auch an Beispielen der anderen Sitzungen zu verdeutlichen, um die Verknüpfung zu erleichtern. Es geht aber ich darum, Zeit zu lassen und „das Gehirn rattern zu lassen“. In solchen Momenten werde ich oftmals ruhiger, höre der überraschten Klienten und den Verbindungen, die sie zieht, zu und kann manchmal richtig fühlen, dass es Klick gemacht hat. 

 

Nun kann man bewusster in die Ersatzhandlung gehen. Als Beraterin macht es Sinn in Metaphern zu sprechen, ich habe hier davon gesprochen, den Feierabend ab jetzt richtig zu zelebrieren und zu feiern, sich vielleicht sogar ein neues gemütliches Outfit zu kaufen dafür und es sich bewusst zu darauf zu freuen und es sich nicht nur zu erlaube, abzuschalten. 

 

Aus dem Bereich der Achtsamkeit geht es auch darum, zu schauen, was man an Tagen machen kann, an denen es sehr schwer ist, sozusagen einen Interventionsplan oder einen Hilfsplan zu erstellen.

Hier kann man eine Achtsamkeitsübung einführen: hinsetzen und atmen, wahrnehmen und fühlen, was gerade da ist und was man braucht, bedeutet: Ich brauche gerade Entspannung und Ruhe, bin aber noch im Modus „machen und erreichen“. Es kann nur das Wahnehmen schon ausreichen oder die Musterunterbrechung durch einen Spaziergang von 5-15min oder eine Runde Yoga machen oder eine angeleitete Entspannung zu schaffen.

 

Manchen Personen hilft auch ein starkes Mantra, ihres ist, „Ich weiß, dass ich stark genug bin, komplett auf Alkohol zu verzichten!“. Als Coach biete ich immer verschiedene Möglichkeiten an und schaue auch, ob das Wort Mantra oder vielleicht besser der Satz mit der Person klingt. 

 

Zum Schluss hilft es hier als Coach noch einen Realitätscheck zu machen, das heißt, was kommt auf sie zu. In diesem Fall werden Freunde und Menschen sie fragen, warum sie denn nicht trinkt, werden sie möglicherweise auch einladen oder vielleicht auch überreden wollen. Indem ich mir dieser Dinge vorher bewusst werde, ist es meist einfacher, sollten sie eintreten, damit gelassen umzugehen und sich abgrenzen zu können. Für einen gewissen Zeitraum kann es auch hilfreich sein, bestimmte „gefährliche Situationen“, wie das Treffen mit Freunden, mit denen immer viel getrunken wird, zu meiden, um genug Stärke zu haben, sich irgendwann auch in diesen Bereichen abgrenzen zu können. 

 

Wenn man das Gefühl hat, es passt gut, kann man die Klientin am Ende nochmal in die Energie der Zukunft bringen, in dem Moment, in dem sie schon komplett frei vom Alkohol trinken ist. Ich liebe das, weil der Körper bzw. das Gehirn den Unterschied zwischen Realität und Visualisierung nicht erkennt und somit alle Zellen feuern und man das Gefühl schon mal aufbaut, wie es wäre wenn. Somit kann man viele leichter umsetzen in der Realität, weil man ja weiß, wie cool es sich anfühlt und es auch schon mal „geschafft“ bzw. „erlebt hat“. Als Coach kann man eine Meditation/Übung anleiten und hypnosystemisch alles erfragen, z.B. „Wie siehst du aus? Wie fühlst du dich? Wo fühlst du das? Was fühlst du? Woran merken das die anderen? Was ist der Unterschied?“ und so weiter und so fort. 

Wenn man möchte, kann man als Aufgabe auch mitgeben, das Gefühlte, also die Antworten der Visualisierung, zu Hause nochmal aufzuschreiben.

 

Ich möchte nochmal darauf hinweisen, dass es meine Art des Coachens ist und jeder Coach/Therapeutin/ Beraterin den eigenen Weg finden darf und muss und eben auch nicht jeder Coachee das gleiche benötigt, die Chemie zwischen Coachee und Coach spielt eine große Rolle.

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Hanna 

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